Pastorale für Stimmen und Instrumente
Koproduktion von Kabinetttheater und PHACE
In Zusammenarbeit mit dem Wiener Konzerthaus im Berio-Saal
Ein Musikfest im Rahmen der Wiener Festwochen
Premiere: | 24. Mai 2013 |
Theater: | Kabinetttheater Wien |
Aufführungsort: | Wiener Konzerthaus |
Dirigent: | Simeon Pironkoff |
Klangregie: | Christina Bauer |
Regie: | Thomas Reichert |
Bühnenbild, Figuren: | Julia Reichert, Maxe Mackinger, Jasmin Hoffmann |
Kostüm: | Burgis Paier |
Sopran: | Anna Hauf |
Mezzo-Sopran: | Ursula Langmayr |
Tenor: | Richard Klein |
Spiel: | Michaela Mahrhauser, Christian Schlechter, Walter Kukla |
Violine: | Ivana Pristasova |
Klarinette: | Walter Seebacher |
Klavier: | Mathilde Hoursiangou |
Gitarre: | Gunter Schneider, Samuel Toro-Perez |
Basstuba: | Christoph Zeilinger |
Trompete: | Peter Travnik |
Fotograf: | Armin Bardel |
Video: | Kabinetttheater Wien |
Frequenzen
Von weit, weit weg auf dem Weg nach Hause. Eine Reise durch den Äther. Aber noch scheint unser Funkempfänger ganz tot. Da plötzlich, erste Töne, der Empfang wird immer stärker, aber wir hören ein wildes Durcheinander. Etwas scheinen die Frequenzen, auf die wir da stoßen, gemeinsam zu haben: vielleicht Volksmusik, wenn man den Begriff weit fasst. Der Sendersuchlauf spinnt, kann nicht unterscheiden zwischen Tennessee und Tegernsee; irgendwie kommt einem alles spanisch vor.
Aber die einzelnen Klänge stimmen, sie sind einem irgendwie bekannt – jedoch die Zusammenstellung.... da scheint ein Techniker Tonbandfetzen falsch zusammengeklebt zu haben. Oder laufen die Transportrollen falsch, manchmal rückwärts, rutschen durch?
Dieses scheinbare Chaos, erstmal schwer erträglich für unsere melodiesüchtigen oder melodieverseuchten Ohren, gibt nach kurzer Zeit - durch das Aufgebrochene der Strukturen - den eigentlichen Klang der Musik der Völker zu erkennen, ihre Sehnsucht, ihre Gläubigkeit, ihren Humor.
Verführt durch Mauricio Kagel hat sich das Kabinetttheater auf die Reise durch die Schönheiten und Klischees der ‚Kantrimusik’ gemacht.
Thomas Reichert
MAURICIO KAGEL: KANTRIMIUSIK
Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass der absichtsvolle Bruch mit der Tradition eines der Markenzeichen von Mauricio Kagel ist. Sein Weg einer Theatralisierung des Musikalischen bot einen neuen, erfrischenden und nicht zuletzt unterhaltsamen Ansatz. Absurd-komische Momente verbinden sich bei ihm mit dadaistischen und surrealistischen Motiven. Platt sind seine Erfindungen freilich nie. So verblüfft auch in Kantrimiusik – Pastorale für Stimmen und Orchester aus 1973/75 der parodistische Ansatz. Der pseudo-volkstümliche Charakter einiger Sätze gibt beredt Zeugnis, mit wie viel Humor Kagel Musik über Musik erfinden kann: „Wie viel Parodie oder Karikatur hier vorhanden sind, müsste aus jeder akkuraten musikalischen Interpretation deutlich zu hören sein.“
Bei Mauricio Kagels „Instrumentalem Theater“ erleben die Zuseher eine Art ritualisierten Konzertakt, bei dem auch Gestik, Mimik und Aktionen einbezogen werden. Für seine Stücke schuf Kagel eigene Instrumente und Spieltechniken (zum Beispiel für den Film „Das Zwei-Mann-Orchester“ oder das Instrumentaltheater „Exotica“). Die Partituren stellen gelegentlich in ihrer Originalität die Erwartungshaltung der Interpreten als auch der Zuhörer auf den Kopf. Auch in für den Konzertsaal konzipierten Werken spielte sichtbare Musik und Theatralik immer eine bedeutende Rolle. So stürzt beispielsweise der Solist in einem Konzertstück für Pauken und Orchester am Ende des Stückes kopfüber in sein Instrument. In andere Werken fließen Alltagsgegenstände (Acustica) und Geräusche in die Produktion ein. Die Verwendung von Elektronik und Tonbandzuspielungen, sowie Verweise in die traditionelle Musik waren in Kagels musikalischem Kosmos selbstverständlich.